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Über die X-99

 

 

X-99 – buy one, get one free!

Die Yacht mit den zwei Gesichtern: Anspruchsvoller Racer ebenso wie Familienyacht mit viel Platz für wenig Geld.

Wer sich eine X99 kauft, hat eine guten Entscheidung getroffen. Er erwirbt eine Yacht von 10 Metern Länge mit dem entsprechenden Raumangebot und ohne konstruktive Mängel. Die Werft hat allerdings exzellente Segeleigenschaften und den damit verbundenen Segelspaß serienmäßig eingebaut. Wer eine gebrauchte X99 sucht, findet ein vielfältiges Angebot – er kann je nach Gusto und Geldbeutel von „preiswert mit Renovierungsstau“ bis zu „quasi neuwertig“ wählen…

Eine X99 hat Backstagen „und das ist auch gut so“ – erhält man doch so ein hervor­ragend zu trimmendes Rigg. Die Hand­habung dieser oft verteufelten Stagen ist aber im täglichen Umgang kein Problem. Der Mast fällt nicht gleich um wenn man nicht innerhalb von Sekundenbruch­teilen an der richtigen Leine gerissen hat. Hier kann man ganz entspannt zu Werke gehen, das Rigg verzeiht Bedienungsfehler.

Auf der letzten Versammlung des International Board der X99 wurde beschlossen, Rollfocksysteme zu erlauben. Die zur Montage der Rolltrommel erforderliche Auskragung der vorderen Bugkorbstütze wurde in die Klassenregeln aufgenommen und ist somit einheitsklassenkonform. Wer möchte, kann seine X99 also mit einer Rollanlage ausrüsten und weiterhin bei Einheitsklassen-Regatten starten. (Informa­tio­­­nen zu dieser Option gibt die Klassenvereinigung gern weiter.)

Es gibt Eigner, die fahren Ihre X99 schon mal Einhand, auch das ist möglich. Schafft man sich noch eine einfache Pinnen-Selbst­steueranlage an, genügt selbst für einen sportlichen Kreuzkurs mit der G3 eine Person.

Wer mit seiner Familie den Wochenend- oder Urlaubstörn antritt, findet auf der X99 ein großes Platzangebot und ein ausreichendes Maß an Komfort. Eine fest einge­baute Seewassertoilette sowie Schränke im Salon und Zweiflammenkocher mit Backofen sind Ausstattungsoptionen der Werft, die auch mehrwöchige Törns zum Vergnügen machen. Per Kühlbox kann man Lebensmittel frischhalten. Wer nicht mehr mit der mobilen Kühlbox hantieren möchte, findet in der Naviecke genügend Platz, um ein Kühlfach einzubauen. Ein Cockpitzelt macht die X99 endgültig zum Raumwunder und erfreut sich bei vielen Eignern großer Beliebtheit. Aufgrund der hervorragenden Segeleigenschaften kann man auf die Mitnahme der Genua auf den Urlaubstörn verzichten. Eine X99 segelt selbst mit der G3 noch gut, wenn ringsum die Segel eingerollte werden und die Diesel anspringen.

Im Regattatrimm entfaltet eine X99 ihr großes Potential. Um vorn mitzuhalten, muss man allerdings in den sauren Apfel beißen und die Tourenausstattung von Bord räumen. Eine Regattacrew bestehen typischerweise aus 6 Personen. Das Leistungs­niveau der Klasse ist hoch, man läuft also nicht Gefahr, sich einsam an der Spitze des Feldes zu langweilen. Die Bandbreite der Veran­staltungen reicht von Clubrennen über die Teilnahme an nationalen Meisterschaften und überregionalen Serien bis hin zur Weltmeisterschaft, die jährlich ausgetragen wird. Die Klassenvereinigung biete jährlich eine dreitägige Trainingsveranstal­tung an, um den Zusammenhalt der Klasse zu fördern. Dabei geben Trainer und die X99-Topcrews ihr Wissen weiter. Das Klima in der Klasse ist familiär. Die Kosten für eine Regattasaison mit einer X99 sind im Vergleich zu anderen Klassen gering, da Segel mehr als eine Saison lang konkur­renz­fähig sind und über die Homepage gebrauchte Segel gehandelt werden.

Wer sich also mit dem Gedanken trägt sich eine 10Meter-Yacht anzuschaffen, sollte eine X99 unbedingt in seine Überlegungen einbeziehen. Es gilt der Satz: Buy one, get one free!

Quo vadis X-99?
Eine Laudatio für eine Klasse für sich!

Sie wollen sich eine X-99 kaufen?!
Sie sind noch ein wenig unentschlossen? Sie hätten gern noch ein paar Hintergrundinformationen und Ratschläge? Die geben wir Ihnen gerne!

Die X-99 ist ein echter Cruiser/Racer.
Kaum ein anderes Schiff entspricht dieser Bezeichnung wohl so sehr wie die X-99.

Der Cruiser:
Mit diesem Schiff können Sie wirklich Urlaub machen! Viele sind erst mal überrascht, wenn sie in die Kajüte hineinsehen, die ist ja richtig ausgebaut! Mahagoni, 6 wirkliche Schlafplätze (die Spielwiese achtern schlägt kein anderes Schiff), große Pantry, großer Kartentisch, großer Tisch, Toilette, Wasser- und Dieseltank, Stehhöhe. Alles Da! Ok, eine separate Toiletteneinheit gibt es nicht (das einzige was uns fehlt), dafür erklären wir im Urlaub das gesamte Vorschiff zum Toiletten- und Stauraum. Die Tür kann man als Zubehör bekommen genauso wie die Schwalbennester und die achteren Kojenverbreiterungen. Schrankraum ist wenig, aber dafür gibt es genug andere Möglichkeiten, z. B. die riesen Backskisten achtern (groß aber nicht zu tief).
Die Tankvolumen sind nicht üppig, reichen aber allemal und ein zweiter Dieselkanister kommt in die Backskiste.

Der Motor hat nur 10 PS ?! Nicht viel, aber ein guter Flautenschieber, sicher es ist kein Motor um bei 6 Bft. gegenan zugehen, da muss man schon segeln. Das ist ruhiger, sicherer und meistens schneller.
Ein schön großes Cockpit, hier kann man sich richtig ausstrecken und alle haben Platz, das möchten wir auch zum Fahrtensegeln nicht mehr missen.
Sprayhood? Ja, es gibt X-99 damit, wem´s gefällt, soll ja sehr praktisch sein.
Aber das Rigg, die Backstagen, die große Segelfläche?!
1. Die Genua könnt Ihr gern im Urlaub zu Hause lassen, wir fahren nur mit Fock, auch bei wenig Wind, wenn das nicht mehr fährt, motoren alle um Euch herum sowieso schon seit Stunden. So entfällt jeglicher Vorsegelwechsel und so vermisst man eine Rollfock auch nicht wirklich.
2. Das Groß ist groß, ja aber es lässt sich aber auch optimal trimmen. Erst ab 5 Bft. sollte man wirklich reffen und das geht wirklich unproblematisch.
3. Die Backstagen! Keine Angst, die Salinge sind leicht nach achtern gefeilt. Da passiert so schnell nichts! Selbst auf Regatta werden die Halsen mit losem Backstag gefahren!
4. Das Schiff ist sau-schnell, man kann also ruhig eine halbe Stunde später als die Anderen so um einen herum losfahren. Bei wenig Wind fährt man um traditionelle Konstruktionen Pirouetten, bei viel Wind liegt die Kiste gut auf Ruder und fährt wirklichen guten Speed und Höhe (so ist der Schmerz oft schneller vorbei). Raumschots geht’s dann richtig ab. Geschwindigkeiten jenseits der 10 kn sind locker drin, ohne das es irgendwie unangenehm wird.
5. Man kann das Schiff wirklich hervorragend zu zweit segeln. Ein „Eiserner Mann“ (Autopilot) ist hilfreich, funktioniert gut und ist einfach zu montieren.

Der Racer:
Die X-99 ist die mit Abstand größte „seegehende“ Einheitsklasse in Europa. Die Klassenvorschriften sind eng, kostenintensive High-end Materialien sind verboten. Es geht darum, dass alle GLEICH schnell bzw. langsam sind, die Betonung liegt auf GLEICH. Natürlich gibt es immer ein paar Schiffe, die seien angeblich besser als der Rest, da ist aber auch viel Glaube dabei. Auf jeden Fall fahren ganz alte Schiffe immer noch ganz vorne. So wurde 2001 bei der WM in Dänemark die DEN 126 (bei uns ist Segelnummer in der Regel gleich Baunummer, wenn die nationalen Behörden nichts anderes vorschreiben) Dritter und SWE 124 Vierter. Dieses Jahr belegte GER 24 den 12. Platz. Eines der ersten Schiffe von 1986 doch ganz vorne dabei! Wir segeln die GER 108 (auch noch Bj. 1986) und wir können nur sagen, am Schiff liegt es nicht! Bei wenig Wind sind die ersten, sogenannten MK I Schiffe sogar eher schneller (kleinerer Saildrive). Die Schiffe sind oft leichter, uns fehlen 50 Kg zum Mindestgewicht und so fahren wir mit Ausgleichsgewichten durch die Gegend (wir hatten schon mal an was Sinnvolles wie Kühlschrank und Backofen gedacht).
Sicher, die neuen Schiffe haben ein Stahlrahmen und –bodenwrangen und sind wohl auch steifer.
Wir fahren auch noch den ersten Mast, der ist schon ein bisschen weich, könnte mal ein Neuer sein, aber die Dinger fallen einfach nicht um! Also man kann auch ein altes MK I Schiff kaufen!

Segel ? Natürlich kann man sich jedes Jahr einen neuen Satz kaufen, wenn man kann, muss man aber nicht. Die Fock hält ewig, das Groß kann man auch schon länger fahren. Die Genua (Pentex) ist ein Problem, je nachdem, wie viel man segelt und wie viel Wind die letzte Saison war, muss eine Neue her. Wir hüten unser Bestes Stück, die wird nur zur WM rausgeholt. Es wird in der Klasse über Kevlar diskutiert, vielleicht ist das eine langlebigere und am Ende doch kostengünstige Alternative.

Der absolute Höhepunkt der Saison ist immer die WM. 2001 in Dänemark waren 74 Schiffe am Start, letztes Jahr in Holland immerhin 51, dieses Jahr geht’s nach Norwegen, dann zum Bodensee und 2005 ist die WM in Norddeutschland. Zugegeben seit 2001 ist ein bisschen die Luft raus, aber das kommt wieder. Neue Leute rücken in die Klasse nach und geben neue Impulse. Die Höhepunkte in Deutschland sind der Deutschland-Cup, Kieler Woche, Flensburg Frühjahr/Herbst, Major und Tune-up. Dieses Tune-up wird von Kap´n Blaubär in Kiel organisiert und ist auch für Neueinsteiger und Nichtregattafreaks gedacht. Hier kann man lernen, bekommt Tipps und auch Besatzungstausch ist möglich. Eigentlich gibt jeder gerne seine Erfahrungen weiter, einfach fragen! Wir hoffen, dass die vielen X-99 Segler, die bisher „bekennende Nichtregattasegler“ sind, doch mal zu einer Regatta kommen. Es macht wirklich Spaß, auch wenn man nicht ganz vorne dabei ist und nicht die super eingespielte Crew hat. Die Cracks kochen auch nur mit Wasser und „ärgern“ kann man sie allemal. Der Deutschland-Cup 2003 findet von 13. – 15. Juni in Laboe statt, für viele direkt vor der Haustür, da sollten wir doch ein anständiges Feld zusammenbekommen! Außerdem sind wir alle zusammen ein ganz lustiger Haufen und unsere Feten auch gut.

Die Alternativen?
Eine neue X-99 ist nicht ganz billig, 80 TEUR muss man schon investieren. Zugegeben, dafür bekommt man auch schon andere Schiffe, aber mit denen kann man maximal IMS segeln und das wird auf die Dauer auch ganz schön teuer.
Gebraucht ist eine X-99 aber echt interessant, je nach Alter und Ausrüstung muss man 35 bis 70 TEUR investieren. Gerade bei alten Schiffen bekommt man viel für sein Geld und die Geschwindigkeitspotentiale vergleichbar alter Schiffe mit einer X-99 zu vergleichen, Na ja.
Zugegeben die alten Schiffe haben so ihre Macken, Fenster und Lucken lecken, der alte Bukh-Diesel braucht auch ´mal eine Generalüberholung, aber Osmose ist unbekannt und, dass die Schiffe weichgesegelt sind, würde ich eh nur gelten lassen, wenn man in Kategorie „Sieg“ denkt. Alte und für die „Dorfregatta“ noch ausreichend gute Segel haben viele noch im Keller, die gibt´s oft für ´n „Appel und ´n Ei“.
Natürlich gibt es sehr interessante „Sportbootklassen“: Beneteau 25, Melges , Bull, Hunter 707, unsere Schwester X-79 und viele andere Einheitsklassen, da wird ganz hervorragender Sport geboten aber Urlaub damit machen, Stehhöhe?! Aber diese Schiffe kann man trailern! – Kann man eine X-99 auch!
Vereine! Ihr sucht ein neues Vereinsboot? Dann kauft Euch eine X-99! Die kriegen auch die „jungen Wilden“ nicht so schnell kaputt, überschaubare Unterhaltskosten (nicht wie so´n oller Cupper), damit kann man richtig zu See fahren, richtig Regatten segeln und richtig Urlaub machen.
Also bis dann!

Christian Schönrock
www.fiefdeeler.de

P.S.: Damit der Steuermann einen besseren Überblick hat, sitzt er oft auf einem Kissen und hängen muss er auch nicht, wenn das kein Argument ist!